Elissa Lee Koljonen »Heartbreak«

Elissa Lee Koljonen: »Heartbreak – Romantic Encores for Violin«

Der Geiger ist ja traditionell derjenige, der sich in der Musikgeschichte wahlweise mit dem Teufel oder mit dem eigenen Seelenleben duelliert. Und während Ersteres immer für einen Höllenspektakel gut war, ist Letzteres mindestens ebenso verlässlich für sanftes Herzbluten und eine geschmeidige Seufzermelancholie. Elissa Lee Koljonen weiß das, und deshalb heißt ihr Album »Heartbreak« – was, man ahnt es bereits, eine hochromantische Sammlung feinster Violingefühle bedeutet.

Koljonen spielt mit einer Wärme, die selbst notorische Violinverächter – sofern es sie gibt – ins Grübeln bringt. Da ist kein Pathos, das mit dem Holzhammer durch die Lautsprecher kracht, sondern eine feinsinnige Erzählweise, die das Publikum eher sanft an der Hand nimmt als mit klanglichem Überwältigungsfuror überrollt. Gemeinsam mit dem Pianisten Robert Koenig – der glücklicherweise kein bloßer Begleitautomat ist, sondern ein echter Dialogpartner – entfaltet sie eine Musikalität, die weniger nach Konzertsaal als nach einer sehr intimen Kammermusik-Soirée klingt.

Von Chopins »Nocturne in cis-Moll« bis zu Massenets »Méditation« aus Thaïs – Koljonen gestaltet diese Stücke mit einer Mischung aus Leichtigkeit und Intensität, die bewundernswert ist. Sie hebt die Violine über das bloße Schmachten hinaus und verleiht ihr eine gewisse kluge Zurückhaltung, eine fast sprechende Artikulation, die jedem Bogenstrich eine Bedeutung gibt. Und genau das macht »Heartbreak« so schön: Es ist kein Kitschbad mit Extra-Zucker, sondern eine ernst gemeinte, liebevolle Hommage an die Schönheit der Violine.

Ein Album für diejenigen, die Musik nicht nur hören, sondern empfinden möchten – und zwar jenseits der üblichen Effektgewitter und spätromantischen Rührseligkeiten. Wer sich also nach einer Portion musikalischem Herzschmerz sehnt, die weder kläglich noch kalkuliert klingt, wird hier bestens versorgt.


Titel: Heartbreak – Romantic Encores for Violin

Interpret: Elissa Lee Koljonen, Robert Koenig

Erschienen bei: Sono Luminus


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