Udo Schild »Live at Kölner Philharmonie 1999«
Udo Schild – Live at Kölner Philharmonie: eine Stimme, die man sich in den Tee träufeln möchte
Udo Schild ist einer dieser Sänger, bei denen man sich fragt, warum nicht sämtliche Feuilletons voll mit Lobeshymnen über ihn sind, während man gleichzeitig dankbar ist, dass er kein überkommerzialisiertes Massenphänomen geworden ist. Man möchte ja nicht, dass Menschen mit Weichspüler-Soul-Erwartungen plötzlich seine Alben entdecken und dann beschließen, ihn für Werbespots von Diätprodukten zu benutzen.
»Live at Kölner Philharmonie 1999« ist so ein Album, das man nicht einfach hört, sondern erlebt. Ein bisschen wie ein guter Rotwein oder ein langes Gespräch mit einem alten Freund, bei dem am Ende mehr Fragen offenbleiben als vorher, aber man sich trotzdem seltsam erleichtert fühlt. Unterstützt von der exzellenten Unplugged Jazzband – darunter Xaver Fischer (Piano) und Volker Heinze (Bass) – entfaltet Schild ein musikalisches Universum, in dem Soul, Jazz und Singer-Songwriter-Kunst auf die bestmögliche Weise miteinander verschmelzen.
Seine Stimme ist nicht einfach nur ein Klangwerkzeug, sondern eine Art emotionaler Seismograf. Sie kann brummen, flüstern, jubilieren oder sich seufzend in eine Melodie hineinfallen lassen – und das alles mit einer Sinnlichkeit, die man sich am liebsten in den Tee träufeln würde. Sein Repertoire bewegt sich zwischen mitreißender Ekstase und fast beängstigender Intimität. Manchmal klingt er wie jemand, der sich gerade von einer großen Liebe verabschiedet hat, während er gleichzeitig ein neues Kapitel seines Lebens aufschlägt.
Die Songs des Albums, etwa »Misunderstandings« oder »Catch Me If You Can«, sind keine seichten Soul-Schnulzen, sondern lyrische Miniaturen über Liebe, Verlust und all das dazwischen. Schild singt nicht einfach nur Songs – er verarbeitet die emotionalen Ausnahmezustände des Lebens in Musik, als wolle er uns alle auf eine Therapiestunde mitnehmen.
Wer Udo Schild bisher nur aus seiner Rolle als Barry Tenderloin in »(T)Raumschiff Surprise« kennt – ja, er war das mit dem göttlich smoothen »Let's Make A Baby« –, hat jetzt die Möglichkeit, den ganzen Facettenreichtum dieses Ausnahmekünstlers zu entdecken. »Live at Kölner Philharmonie 1999« ist nicht nur ein Album, es ist eine Einladung, Musik wieder als das zu verstehen, was sie eigentlich sein sollte: Eine klanggewordene Umarmung für Herz und Seele.
Titel: Live at Kölner Philharmonie 1999
Interpret: Udo Schild & Unplugged Jazzband
Erschienen bei: Meyer Records