J.S. Bach »Die Brandenburgischen Konzerte«
Die Brandenburgischen Konzerte oder: Barockmusik für alle Lebenslagen
Bach, Brandenburgische Konzerte – allein schon das klingt, als würde ein kunstvoll gekleideter Mensch mit Perücke in einen prächtigen Saal treten und verkünden: „Meine Damen und Herren, nun folgt das Beste, was die Barockmusik je hervorgebracht hat!“ Und man möchte antworten: „Ja, wissen wir doch! Hören wir ja ständig in allen möglichen Aufnahmen, von nobel zurückhaltend bis fröhlich außer Rand und Band.“
Denn von diesen Konzerten gibt es ungefähr so viele Einspielungen wie Sandkörner an der Ostseeküste. Alte Instrumente, neue Instrumente, dazwischen historische Instrumente, die aber von modernen Menschen gespielt werden – das ganze Spektrum. Und wenn man dann fragt, welche Aufnahme denn nun die beste sei, dann kann man ebenso gut fragen, welches Brot am besten schmeckt. Antwort: Kommt drauf an, wie knusprig man es mag.
Nun gibt es aber unter diesen unzähligen Aufnahmen eine, die sich wohltuend aus dem Wust der historischen Authentizitätsdebatten herauslöst. Gemeint ist die legendäre Aufnahme von I Musici aus dem Jahr 1984. Und bevor jetzt jemand ruft: „Aber das sind doch gar keine Originalklanginstrumente!“ – keine Sorge. Bach dreht sich nicht im Grab. Wahrscheinlich legt er eine zufriedene Pause ein, gießt sich einen Kaffee ein (den mochte er ja) und nickt anerkennend mit dem Kopf.
Denn I Musici machen etwas ganz Entscheidendes: Sie spielen mit Eleganz, mit Noblesse und vor allem mit einer Freude, die ansteckend ist. Man hört diese Aufnahme und denkt nicht an staubige Musikgeschichtsbücher oder an bräsige musikwissenschaftliche Auseinandersetzungen über Besetzungspraxis, sondern einfach: „Wow, das klingt aber hinreißend.“
Die Bläser strahlen in der Partitur wie ein italienischer Sommertag. Die Streicher fließen mit einer Leichtigkeit, die so selbstverständlich ist, dass man kurz vermutet, die Noten könnten sich von selbst spielen. Die Trompete in Nummer Zwei? Brillant. Das Violino piccolo in Nummer Eins? Betörend. Und das berühmte Cembalo-Solo in Nummer Fünf? Ein einziger, herrlicher Anflug von musikalischem Größenwahn.
Kurzum: Diese Einspielung ist wie ein guter Espresso – kraftvoll, lebendig, aber nie bitter. Man kann sie immer wieder hören, ohne dass sie an Reiz verliert. Und wer trotzdem unbedingt historische Instrumente braucht, kann ja danach noch eine der vielen „hippen“ (historisch informierten) Aufnahmen anschmeißen.
Aber eins ist klar: Bach hätte dieses Album geliebt. Ganz sicher.
Komponist: Johann Sebastian Bach
Titel: The Brandenburg Concertos
Orchester: I Musici
Erschienen bei: Decca Music Group