Joep Beving »Solipsism Redux (redux)«

Solipsism Redux – ein leises Treffen mit einem alten Echo

Man kennt das: Man hat ein Album, dem man seit Jahren sein Schweigen schenkt – Solipsism von Joep Beving. Ein Debüt, so zart und introspektiv, dass man es fast für ein psychologisches Experiment hält: Kann Musik sein, ohne laut zu sein – und trotzdem laut wirken?

Zehn Jahre später ist Beving zurückgekehrt: Mit Solipsism Redux – tatsächlich ein Revisited-Debüt, neu überarbeitet, entschleunigt, erneuert. Alles, was vorher zart war, ist jetzt noch zarter, als hätte jemand den Lautstärkeregler am Herzen hauchend zurückgepegelt und dabei einen neuen Raum geschaffen.

Beving zog sich dafür nicht ins Studio – man denkt lieber leise, wenn man allein ist – sondern in eine Waldhütte. Nur er, das Klavier und vermutlich Mücken, die ihm Gesellschaft leisteten. Er begegnete seinen alten Stücken wieder, manche seit Jahren nicht gespielt. Herausgekommen sind Versionen, die langsamer atmen, tiefer schauen und das Minimalistische nicht nur beweisen, sondern zur kontemplativen Kunst erklären.

Die Titel tragen ein elegantes „redux“ hinter sich – Midwayer (redux), Etude (redux), Saturday Morning (redux), Autumn (redux) – als wolle man sagen: Ja, ich kenne dich noch, altes Stück, aber heute anders. Und diese Andersheit klingt, als wäre das Musikstück erwachsen geworden. Nicht erwachsen im pathetischen Sinne, sondern so, als wüsste es jetzt besser, was es nicht will – nämlich Effekte.

Man merkt: Hier geht es nicht um Neuheit im Sinne von Bling-Bling, sondern um Reife im Sinne von geschäftigen Klangräumen, die sich plötzlich öffnen. Beving selbst sagt es: „Solipsism war der Beginn einer 10-jährigen Erforschung unserer Beziehung zur Wirklichkeit… und ich bin dankbar für das, was es mir bringt: Menschen, Erfahrungen, Momente inneren Friedens.“ So klingt das – nach Dankbarkeit und nach Musik, die durchhört, statt durchpräsidiert.

Was macht das Album so besonders? Es ist minimalistisch, aber nicht minimal; es ist intim, aber keine Einsiedelei. Es ist Reduktion, die aufbaut. Und deswegen klingt es wie: ein Streichholz, das Licht wirft, aber nicht verbrennt. Musik, die man nicht laut haben muss, um sie laut im Inneren zu spüren.

Fazit? Solipsism Redux ist kein Update, sondern ein Tiefgang. Keine Neuaufnahme, sondern eine Wiederentdeckung. Ein musikalisches Seiltanzen zwischen Erinnerung und Jetzt. Und gerade in Zeiten, in denen alles laut sein will, bleibt Beving zart. Und genau deshalb bleibt man still – und hört genau hin.


Titel: Solipsism Redux (redux)

Interpret: Joep Beving

Erschienen bei: Deutsche Grammophon (DG)


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