Katie Melua »Ultimate Collection«

Ein Spaziergang durch die filigrane Welt einer leisen Stimme

Es gibt Stimmen, die singen nicht, sie streicheln. Katie Melua besitzt eine solche Stimme. Sie ist nicht aufdringlich, nicht akrobatisch, nicht besessen vom Moment. Sie ist vielmehr wie ein gut temperierter Flügel: immer präsent, nie zu laut, immer da, wo man sie braucht – und manchmal genau dort, wo man es nicht erwartet, aber sich heimlich danach sehnt.

Die Ultimate Collection umfasst stolze 33 Titel – eine kompakte Werkschau, eine klanggewordene Reise durch Meluas bisheriges musikalisches Leben. Dass man dabei nicht von einem Best-of im üblichen Sinne sprechen kann, liegt nicht an der Auswahl (die ist vortrefflich), sondern an dem Gefühl, dass hier nicht einfach Lieder aneinandergereiht wurden. Nein, es wirkt vielmehr wie eine bewusst kuratierte Erzählung – eine, die nicht in Kapiteln, sondern in Atmosphären denkt.

Natürlich ist »Nine Million Bicycles« dabei, das Lied, das selbst notorische Jazzverweigerer irgendwann einmal summen. Auch »The Closest Thing to Crazy«, jenes melancholisch perlende Juwel, das so oft in Filmen und Wohnzimmern aufploppt, als hätte man es aus einem alten Seidenschal geschüttelt. Aber es sind die kleinen, vielleicht weniger bekannten Titel, die die Sammlung so besonders machen: »Tiger in the Night«, »Mary Pickford«, »Spider’s Web« – Miniaturen voller Anmut und Understatement.

Und dann kommt »What a Wonderful World«.

Ja, dieses Lied. Das unkaputtbare Monument an die Menschlichkeit, das so oft bemüht wurde, dass man fast schon ein leichtes Räuspern der Ermüdung in sich verspürt. Doch Katie Melua singt es nicht allein. Es ist ein Duett mit Eva Cassidy, jener wundersamen Stimme, die posthum zu einem leisen Leuchtfeuer in der Musikwelt wurde. Ihre Stimmen verschmelzen so mühelos und organisch, als hätten sie sich nie im Leben, wohl aber im Klang getroffen. Diese Version flüstert das Staunen – sie prahlt nicht damit. Und gerade deshalb trifft sie tief.

Zwei neue Aufnahmen gibt es auch: »Bridge Over Troubled Water«, gemeinsam mit einem georgischen Chor, klingt so, als sei es für Katie Melua geschrieben worden. Und »Diamonds Are Forever« wirkt plötzlich gar nicht mehr wie eine Bond-Hymne, sondern wie ein Chanson im Abendkleid – entschleunigt, ernsthaft, fast schon kontemplativ.

Klanglich ist die Ultimate Collection eine Freude – die Aufnahmen wirken luftig, nah, niemals überproduziert. Wer einen Abend lang in Ruhe hören möchte, wer sich an stimmlicher Feinzeichnung erfreuen kann und sich nicht daran stört, dass es keinen musikalischen Krawall gibt – der ist hier goldrichtig. Die Dynamik liegt bei Melua nicht im Crescendo, sondern in den Nuancen.

Und ja, wer auf hochauflösenden Anlagen hört, wird belohnt: Raumtiefe, Textur, dieses kaum greifbare Etwas zwischen den Tönen – alles da, alles wunderschön gezeichnet. Und am Ende bleibt eine wohltuende Ruhe im Raum zurück. Wie nach einem Gespräch, das man gar nicht führen musste, weil jemand anderes bereits alles gesagt hat.

Fazit

Ultimate Collection ist kein Album für die große Geste. Es ist eine Einladung zum Verweilen, zum Hinhören, zum Atmen. Vielleicht kein Statement – aber ein Statement in Nicht-Statement-Form. Und darin liegt eine tiefe, sehr britische Weisheit: Man muss nicht laut sein, um gehört zu werden. Und wenn Katie Melua singt, dann glaubt man es ihr einfach. Punkt.


Titel: Ultimate Collection

Interpret: Katie Melua

Erschienen bei: BMG Rights Management GmbH

Weiter
Weiter

Red Norvo Quintet »The Forward Look (Live)«