Mahler Symphonie Nr. 8 »Symphony der 1.000«

Es gibt große Sinfonien, es gibt riesige Sinfonien – und dann gibt es Mahlers Achte. Eine Klangkathedrale, eine Überforderung, eine Weltreise in Noten. Man kann sie genial dirigieren oder glorios gegen die Wand fahren. Und dann gibt es diese Aufnahme von Antoni Wit mit dem Warsaw Philharmonic Orchestra & Choir, die sich anfühlt, als hätte Mahler selbst aus dem Jenseits gesagt: "Ja, genau so."

Mahler hat mit dieser Symphonie schlichtweg Maßstäbe gesprengt. Zwei riesige Teile, drei Chöre, ein Orchester, das selbst für Mahler-Maßstäbe absurd groß ist, acht Solisten – und trotzdem muss das Ganze eine klare Linie behalten. Sonst wird es ein klangliches Chaos. Und genau hier liefert Wit ab: Er hält den Wahnsinn zusammen, ohne ihn zu zähmen. Die erste Hälfte, "Veni Creator Spiritus", ist ein Feuersturm aus Chorklang, Orgel und Blechbläsern. Und dann der zweite Teil: Goethe, Faust, Mystik – und eine Musik, die so groß ist, dass man fast vergisst zu atmen.

Viele Einspielungen stolpern an genau diesen Punkten. Die Tempi? Entweder zu behäbig oder zu hektisch. Die Chöre? Entweder zu dick aufgetragen oder zu dünn. Die Solisten? Sagen wir mal: nicht immer optimal. Aber hier? Hier stimmt einfach alles. Wit gibt dem Werk eine fast beängstigende Klarheit, die Emotionen kommen nicht aus überdrehtem Pathos, sondern aus der Musik selbst. Das ist selten. Das ist großartig.

Und dann der Klang. Naxos hat hier keine halben Sachen gemacht. Der Raum ist weit, die Instrumente sitzen genau da, wo sie sein müssen. Nichts verschwimmt, nichts säuft ab. Das ist nicht irgendeine historische Mahler-8-Aufnahme mit bröseligem Mono-Sound, sondern eine, die das Werk so zeigt, wie es gehört werden muss: Als kosmische Explosion.

Also: Wer Mahler 8 liebt, muss diese Aufnahme hören. Wer Mahler 8 noch nicht kennt, sollte mit dieser beginnen. Und wer dachte, er hätte schon die beste Mahler 8 gehört – vielleicht ist es an der Zeit, nochmal umzudenken.


Komponist: Gustav Mahler

Titel: Symphony No. 8 in E-Flat Major »Symphony of a Thousand«

Dirigent: Antoni Wit

Orchester: Warsaw Philharmonic Orchestra

Erschienen bei: Naxos

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