Manger C1

Foto: Manger

Die Lautsprecher, die sich nicht in den Vordergrund drängen – sondern ins Klangzentrum: Manger C1

Man hat ja so seine Phasen. Phasen, in denen man Lautsprecher will, die möglichst groß sind. Solche mit 38er Bass, edlen Furnieren und einem Bedienelement, das aussieht wie die Temperaturregelung einer französischen Hotelbadewanne aus den 1970ern. Und dann gibt es Momente, in denen man sich etwas anderes wünscht: einen Lautsprecher, der nicht ständig „Ich! Ich! Ich!“ ruft – sondern lieber leise, sehr kontrolliert und mit seltener innerer Klarheit sagt: „Bitte sehr, hier ist das, was wirklich drinsteckt.“

Der Manger C1 ist so ein Lautsprecher.

Ein seltsamer, schöner, kluger Sonderling.

Ein Lautsprecher wie ein Gedicht mit Fußnoten

Wer sich in die Manger C1 verliebt, tut das meist nicht beim ersten Hören. Man verliebt sich beim zweiten. Oder dritten. Beim ersten denkt man noch: „Oh. Das ist ja sehr… neutral.“ Beim zweiten denkt man: „Warte mal. Wo ist eigentlich das ganze übliche Lautsprechergewese hin?“ Und beim dritten merkt man, dass da plötzlich Musik steht – ohne Betonung, ohne Weichzeichner, ohne die kleinste Pose.

Die C1 spielt nicht. Sie referiert auch nicht. Sie demonstriert nicht. Sie ist.

Ihre große Besonderheit ist der sogenannte Manger Schallwandler – ein Flachmembran-Chassis, das sich den Frequenzen nicht in Etagen, sondern in Wellen widmet. Der Klang bewegt sich durch die biegeweiche Kunststoffmembran wie ein leichter Windstoß über den See Genezareth: präzise, gleichmäßig, unverzerrt.

Von 330 Hz bis 40.000 Hz übernimmt dieses bionisch inspirierte Chassis den musikalischen Oberbau – was bedeutet: Keine Frequenzweiche mitten in der Zone des sensiblen Gehörs. Kein Streit zwischen Mitteltöner und Hochtöner. Kein phasenverschobenes „Wir kommen gleich wieder zusammen“. Sondern: eine Stimme, ein Atem, ein Fluss.

Darunter verrichtet ein 200-mm-Tieftöner seinen Dienst, ganz klassisch mit Glasfaser-Polyester-Sandwichmembran – betrieben von einer eigenen Class A/B-Endstufe mit 250 Watt. Der Manger-Schallwandler erhält ebenfalls eine 180-Watt-Endstufe. Das ergibt zusammen: 430 Watt pro Kanal. Genug, um auch Ihrer Nachbarin zu zeigen, wie sich Ruhe anfühlt, wenn sie mit „Kind of Blue“ beginnt.

Und wie klingt das?

Der Klang der Manger C1 ist nicht der einer diskreten Box, sondern eher der einer bewussten Entscheidung. Wer sie hört, hört:

Stimmen, die im Raum stehen, nicht im Lautsprecher
Bass, der nicht protzt, sondern trägt – bis hinunter zu 30 Hz
Feindynamik, die nicht blendet, sondern sich öffnet wie ein Buch mit handgeschriebener Widmung
Mitten, die nicht knallen oder säuseln, sondern einfach da sind
Räumlichkeit, die nicht mit „großer Bühne“ verwechselt werden sollte, sondern vielmehr mit einer fast greifbaren Kohärenz

Sie zeigt keine große Geste, sondern eher eine ruhige Hand mit sehr klarem Taktgefühl. Sie ist der einzige Lautsprecher, bei dem man beim Hören an nichts denkt – und plötzlich alles hört.

Technik zum Anfassen

Die C1 ist kein Gerät, das man mal eben über die Schulter wirft. Mit 30 kg pro Stück und 50 Zentimetern Höhe hat sie durchaus Präsenz, ist aber nie protzig. Dank rollbarer Griffe und eines wunderbar durchdachten Alu-Ständersystems (wahlweise in Wunschhöhe) lässt sich der Lautsprecher fast würdevoll platzieren.

Sie ist vollständig aktiv, verzichtet auf Ports, besitzt eine geschlossene Gehäusekonstruktion und bietet zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten über Rückwandregler: EQs, Hochtonanpassungen, Raumkorrekturfilter, Limiter, AV-Modus und sogar ein Schalter für optionale Tieftonmodule (LF-Module), die einfach obendrauf gestellt werden – wie ein wohlüberlegter Gedanke zum Hauptsatz.

Wichtige technische Eckdaten:

Frequenzbereich 30 Hz – 40 kHz
Verstärkerleistung 250 W (Bass), 180 W (MSW), Class A/B
Übergangsfrequenz 330 Hz
Maße (H × B × T) 50 × 27 × 42 cm
Gewicht 30 kg
Anschluss XLR (symmetrisch), Speakon für LF-Modul
Raumanpassung Diverse Filter, Phasenumkehr, AV-Modus
Preis ab ca. 16.000 € pro Paar

Fazit: Kein Lautsprecher für Poser – aber für Hörer

Die Manger C1 ist kein Lautsprecher für Leute, die Besuch bekommen und dann sagen: „Na? Klingt doch krass, oder?“ Sie ist einer für Menschen, die sich alleine auf ein Sofa setzen, auf Play drücken – und dann vergessen, dass es einen Lautsprecher gibt.

Sie ist ehrlich. Sie ist technisch anspruchsvoll. Sie ist wahnsinnig musikalisch. Und sie ist kompromisslos anders.

Wenn Lautsprecher Tanzpartner wären, dann wäre die C1 derjenige, der nicht mit Dir tanzt, sondern Dir erklärt, warum die Stille zwischen zwei Schritten das eigentliche Erlebnis ist.

Und das ist, unter uns gesagt, ziemlich gut.


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