Auralic Altair G1
Auralic Altair G1 – Der diskrete Generalist im Streamer-Olymp
Manchmal taucht ein Gerät auf, das so viele Funktionen unter einen Hut bringt, dass man sich fragt, ob es nachts heimlich die Spülmaschine ausräumt und Steuererklärungen ausfüllt. Der Auralic Altair G1 gehört definitiv zu diesen Universalgenies – ein Streaming-DAC-Vorverstärker-Wunderwerk, das sich durch vornehme Zurückhaltung auszeichnet, klanglich wie optisch. Während andere Geräte dieser Gattung mit blauen LED-Ringen um Aufmerksamkeit buhlen oder einen halben Kleinwagen kosten, bleibt der Altair G1 stilvoll pragmatisch.
Klangqualität: Wie eine Opernaufführung in einer Luxusyacht
Musikalisch zeigt der Altair G1 eine bestechende Klarheit. Die tonale Balance ist so neutral, dass selbst Schweiz-Urlauber sagen würden: „Also das ist mir jetzt doch zu unparteiisch.“ Hier wird nichts überzeichnet oder künstlich aufgedickt – der Altair serviert die Musik so, wie sie gedacht war.
Besonders hervorzuheben ist die Auflösung: Feinste Klangdetails werden herausgearbeitet wie Mikrogravuren auf einer Luxusuhr. Wer schon immer wissen wollte, welches Holz der Oboist in Takt 52 atmet, ist hier genau richtig. Der extrem leise Hintergrund – fast so still wie ein Bibliothekslesesaal nach einer Rüge – sorgt dafür, dass all diese Nuancen nicht in störendem Rauschen untergehen.
Dynamisch ist der Altair G1 ein Wunder an Agilität. Sanfte Streicherpassagen fließen mühelos, während das Gerät laute, energiegeladene Momente mit beachtlicher Wucht darstellt – als hätte ein Konzertflügel Espresso getrunken. Die räumliche Darstellung ist angenehm weit, wenn auch nicht so dreidimensional wie bei Verstärkern, die eher in die Kategorie „Vermögen oder Mietwohnung?“ fallen.
Technik: Mehr Schnittstellen als ein Großstadtbahnhof
Das Who’s who der digitalen Anschlüsse wird hier mühelos bedient: AES/EBU, USB, koaxial S/PDIF und Toslink sind an Bord. Man könnte also vermutlich sogar einen alten Fax-Drucker anschließen und wundersame Klangerlebnisse erwarten. Analoge Ausgänge gibt es in symmetrischer (XLR) und unsymmetrischer (RCA) Form, sodass jeder Verstärker Anschluss findet.
Die Vorverstärker-Funktion ist eine charmante Dreingabe, falls man das Gerät direkt an Endstufen oder Aktivlautsprecher hängen möchte. Ein weiterer Bonus: der Kopfhörerverstärker. Wer abends spät noch Musik hören möchte, ohne dass das gesamte Wohnquartier mitswingt, bekommt hier feine Auflösung bis in den leisesten Atemzug der Aufnahme.
Als moderner Streamer versteht sich der Altair G1 auf Tidal, Qobuz, Spotify und ist Roon Ready. Die Steuerung läuft über die hauseigene Lightning DS App, die erstaunlich stabil ist – ein seltenes Lob für eine Streaming-App, denn normalerweise liest man in Foren zu solchen Apps ja eher Dinge wie „Habe den Router aus dem Fenster geworfen“ oder „Niemals mit feuchtem Waschlappen bedienen“.
Design & Verarbeitung: Understatement auf höchstem Niveau
Das Gehäuse aus gebürstetem Aluminium ist erfreulich stabil, vermittelt Wertigkeit und verweigert sich jedem überflüssigen Schnickschnack. Das 4-Zoll-Farbdisplay informiert zuverlässig über Cover, Track-Titel und Streaming-Details, ohne sich auf optische Spielereien einzulassen. Alles an diesem Gerät wirkt, als hätte jemand mit exzellentem Geschmack einmal tief eingeatmet und dann beschlossen: „Lass uns das elegant und funktional lösen.“
Fazit: Der feinsinnige Perfektionist
Der Auralic Altair G1 ist ein Alleskönner, der in Sachen Klangqualität, Funktionsvielfalt und Verarbeitung eine beeindruckende Visitenkarte abliefert. Er spielt neutral, hochauflösend und dynamisch, ohne jemals ins Technokratische oder Seelenlose abzudriften. Dass er nebenbei als Vorverstärker und Kopfhörerverstärker fungiert, macht ihn noch flexibler.
Perfekt für Hörer, die audiophile Qualität suchen, sich aber weder ein Raumfahrtbudget noch blinkende Sci-Fi-Konsolen ins Wohnzimmer holen wollen. Ein Gerät, das nicht laut um Aufmerksamkeit buhlt – aber wenn es spielt, hört man genau hin.