Sonus Faber Electa Amator II
Sonus Faber Electa Amator II: Zwei Jahrzehnte Liebe – und ein Abschied mit schwerem Herzen
Es gibt Lautsprecher, die einfach nur ihren Job machen. Sie stehen da, brav, funktional, vielleicht sogar hübsch anzusehen, aber innerlich doch ein wenig leer. Und dann gibt es Lautsprecher, die mehr sind als bloße Schallwandler – sie sind musikalische Gefährten, akustische Seelenverwandte, die sich nicht einfach ins Regal der Erinnerungen einsortieren lassen, weil sie immer da sind, immer bleiben, immer singen.
Die Sonus Faber Electa Amator II sind für mich genau das. Oder besser gesagt: Sie waren es. Knapp 20 Jahre lang standen sie an meiner Seite, haben mich durch zahllose musikalische Hochphasen und klangästhetische Selbstfindungsprozesse begleitet. Und sie haben dabei nie ihren Charme, nie ihre Wärme, nie ihre unvergleichliche Anziehungskraft verloren. Doch nun ist der Moment gekommen, mich von ihnen zu verabschieden. Nicht etwa, weil sie mich im Stich gelassen hätten – im Gegenteil. Sondern weil das Leben manchmal verlangt, Platz für Neues zu machen, auch wenn das Herz sich sträubt.
Ein Lautsprecher mit italienischer Seele
Vielleicht war es kein Zufall, dass mich diese Lautsprecher so lange begleitet haben. Die Wurzeln meiner Familie liegen in Italien – dem Land der Lebensfreude, der Ästhetik, der Kunst, des Genusses. In Italien weiß man, dass wahre Schönheit nicht laut schreien muss, sondern sich in Formvollendung und zeitloser Eleganz zeigt. Und Sonus Faber hat diesen Gedanken verinnerlicht wie kein anderes Unternehmen.
Die Electa Amator II sind nicht einfach Lautsprecher. Sie sind Klangskulpturen, gebaut mit der Hingabe eines Geigenbauers, mit dem Feingefühl eines Architekten, mit der Leidenschaft eines echten italienischen Meisters. Das massive Walnussholz, die edle Lederbespannung, der Sockel aus echtem Carrara-Marmor – all das spricht eine Sprache, die über reines Design hinausgeht. Hier wird nicht einfach Technik verbaut, hier wird Kunst geschaffen.
Technik trifft Emotion
Doch so schön sie auch anzusehen sind – wahre Lautsprecherkunst zeigt sich erst im Klang. Und der ist nicht nur ein Ergebnis von feinem Handwerk, sondern auch von überlegener Technik.
Die Electa Amator II setzen auf ein klassisches 2-Wege-Design mit einem 1-Zoll-Seidenkalotten-Hochtöner und einem 7-Zoll-Tiefmitteltöner mit Polypropylenmembran. Doch diese nüchterne Beschreibung wird ihnen nicht gerecht.
Der Hochtöner, eine handgefertigte Kalotte mit ferrofluid-gekühltem Neodym-Magnetsystem, spielt luftig, detailreich, aber ohne je ins Aggressive abzurutschen. Ein sanftes, seidiges Leuchten in den Höhen, das Streicher zum Singen bringt und Becken zum Schimmern.
Der Tiefmitteltöner beeindruckt durch seine Dynamik und Präzision. Dank der sorgfältig abgestimmten Frequenzweiche und des akribisch konstruierten Gehäuses liefert er einen Bass, der tief genug reicht, um große Orgelwerke nicht zur Karikatur verkommen zu lassen, und gleichzeitig so kontrolliert bleibt, dass Jazzbesen und Barockcelli exakt umrissen bleiben.
Mit einer Impedanz von 6 Ohm und einem Wirkungsgrad von 88 dB sind sie durchaus anspruchsvoll, was den Verstärker angeht. Nicht jeder Röhrenamp wird sie mit dem nötigen Nachdruck antreiben können, aber ein solider, musikalischer Endverstärker wie bei mir beispielsweise der Octave Audio RE 280 Mk II mit angeschlossener Black Box brachte sie klanglich zur Höchstform.
Klanglich wie ein guter Wein: Mit jedem Jahr besser
Über zwei Jahrzehnte hinweg haben mich diese Lautsprecher nie enttäuscht. Sie haben mich verzaubert, immer wieder neu.
Die Mitten? Warm, körperhaft, voller Leben. Stimmen schwebten durch den Raum mit einer Klarheit und Natürlichkeit, die ihresgleichen sucht. Ob Ella Fitzgerald, Dietrich Fischer-Dieskau oder Tom Waits – sie klangen so nah, als würden sie nur einen Atemzug entfernt stehen.
Der Hochton? Feinsinnig, seidig, niemals aufdringlich. Die feine Balance zwischen Detailreichtum und musikalischer Natürlichkeit machte jede Aufnahme zu einem Erlebnis.
Und dann der Bass. Nie überbetont, nie aufgesetzt – aber immer da, wenn er gebraucht wurde. Kontrabässe hatten Gewicht, Pauken einen trockenen Punch, alles war durchhörbar, strukturiert, präzise.
Vor allem aber: Diese Lautsprecher ließen die Musik atmen. Sie versuchten nie, besonders beeindruckend zu sein. Sie waren einfach sie selbst. Und das war genug.
Ein Abschied, der wehtut
Doch nun – nach all den Jahren, in denen wir zusammen gewachsen sind – musste ich mich Ende 2024 trennen. Eine Entscheidung, die nicht leicht fiel. Eigentlich fiel sie überhaupt nicht, sondern wurde mir vom Leben in die Hand gedrückt, begleitet von einem tiefen Seufzen und dem Gefühl, etwas Kostbares loslassen zu müssen.
Aber vielleicht ist das auch die letzte Lektion, die mir diese Lautsprecher mit auf den Weg geben wollten: Dass Schönheit in der Vergänglichkeit liegt. Dass Musik immer weiterzieht, sich wandelt, neue Wege sucht. Und dass man manchmal loslassen muss, um Platz für neue Klangerlebnisse zu schaffen.
Die Sonus Faber Electa Amator II sind nun in anderen Händen – hoffentlich solchen, die sie ebenso schätzen wie ich es tat. Doch eines ist sicher: Ihre Seele, ihre Eleganz, ihr Klang – all das bleibt in meiner Erinnerung. Und wer weiß? Vielleicht führt mich mein Weg eines Tages zurück zu ihnen. Bis dahin bleibt nur eine tiefe Verneigung vor einem Lautsprecher, der für mich mehr war als nur Technik. Er war Heimat, Klang gewordene Nostalgie – und vielleicht das beste Stück Italien, das je in meinem Wohnzimmer stand.