Tonabnehmer Transrotor Figaro
Foto: Transrotor / Räke Hifi
Transrotor Figaro – ein Gentleman unter den Tonabnehmern
Manche HiFi-Produkte benehmen sich wie ein übermotivierter Stadtführer: Sie reden ununterbrochen, deuten auf Dinge, die man nicht sehen will, und lassen keine Gelegenheit aus, sich selbst ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Der Transrotor Figaro hingegen ist das Gegenteil eines belehrenden Klangdompteurs. Er weiß genau, wann er sich zurückzunehmen hat, spricht nur, wenn es nötig ist, und besitzt eine natürliche Eleganz, die nicht darauf angewiesen ist, sich ständig selbst zu betonen.
Dieser Tonabnehmer macht keine Faxen. Keine aufdringlich funkelnden Höhen, keine überzogenen Bässe, kein künstliches Ausschmücken der Musik. Wer auf Effekte aus ist, wird enttäuscht. Wer hingegen eine klangliche Offenbarung sucht, die sich nicht in aufdringlichen Posen erschöpft, sondern aus purer Ehrlichkeit besteht, der könnte hier angekommen sein.
Technik: Understatement auf höchstem Niveau
Der Transrotor Figaro ist ein Moving Coil (MC) Tonabnehmer, was bedeutet, dass er mit einem hochwertigen MC-Phonoverstärker oder einem Step-Up-Transformer kombiniert werden sollte. Er basiert auf dem Goldring Ethos, wurde jedoch für Transrotor optimiert und abgestimmt, um eine noch höhere Auflösung und klangliche Feinheit zu bieten.
Seine technischen Daten lesen sich nüchtern, sind aber eine feine Visitenkarte für ein Spitzenprodukt:
Prinzip: Moving Coil (MC)
Ausgangsspannung: 0,5 mV
Innenwiderstand: 4 Ohm
Empfohlene Abschlussimpedanz: >100 Ohm
Kanaltrennung: >30 dB
Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
Nadelschliff: Vital Fine Line (eine der besten Schliffarten für detailreiche Wiedergabe)
Auflagekraft: 1,75 – 2,0 g (empfohlen 1,85 g)
Nadelträger: Aluminium
Gehäusematerial: Resonanzoptimiertes Aluminium
Diese Kombination aus feiner Nadelschliff-Technik und resonanzarmem Gehäuse sorgt für eine exzellente Abtastfähigkeit und eine außergewöhnliche Detailgenauigkeit.
Geduld wird belohnt
Wer den Figaro frisch aus der Schachtel nimmt und eine spektakuläre, augenblickliche Klangveränderung erwartet, wird vielleicht erstmal irritiert sein. Am Anfang gibt sich der Herr ein wenig reserviert, als wolle er höflich abklären, ob sein neuer Besitzer auch würdig ist. Erst nach rund 100 Stunden Einspielzeit öffnet er sich vollständig – und dann ist es, als hätte jemand einen Vorhang beiseite gezogen.
Plötzlich wirkt Musik so mühelos, so direkt, dass man sich fragt, warum man sich jahrelang mit weniger zufriedengegeben hat. Keine künstliche Wärme, keine unverschämte Schärfe – nur eine natürliche, offene und beeindruckend räumliche Darstellung, die nie ins Analytische abdriftet.
Ein Diener der Musik, kein eitler Solist
Manche Tonabnehmer sind Klangästheten mit eigenem Profil. Sie neigen dazu, in den Frequenzgang einzugreifen, Sängerinnen nach vorne zu schubsen oder Instrumente mit einem wohlwollenden Weichzeichner zu versehen. Der Figaro tut nichts dergleichen.
Er mischt sich nicht ein, sondern stellt dar, ohne zu dramatisieren. Er weiß, dass Musik für sich selbst sprechen kann – wenn man sie nur lässt.
Die Dynamik dieses Tonabnehmers ist beeindruckend: plötzliche Impulse, rasiermesserscharfe Konturen, ein Timing von chirurgischer Präzision. Doch anders als manch überambitionierter Klangmöbelbauer, der mit brachialem Transienten-Wahnsinn glänzen will, beherrscht der Figaro die hohe Kunst der Kontrolle.
Er ist schnell, aber nicht nervös. Er ist feinzeichnend, aber nie dünn. Er bringt Details ans Licht, ohne sie in die Auslage eines Juweliergeschäfts zu packen. Kurz: Er hört zu.
Fazit: Der letzte Tonabnehmer, den man sich kauft?
Menschen, die sich gerne durch immer neue HiFi-Komponenten testen, mögen vom Figaro enttäuscht sein. Denn er beendet die Suche.
Wer einmal erlebt hat, wie unaufgeregt und vollkommen selbstverständliche Natürlichkeit klingen kann, wird kaum noch Lust haben, sich mit dem ewigen Hin und Her von tonaler Schönfärberei und audiophiler Effekthascherei zu beschäftigen.
Empfohlen für alle, die mehr hören wollen – aber nichts Aufgesetztes.