
Kuratierte Musikalben für audiophile und kulturbegeisterte Menschen.
Hörermeinungen – also wortwörtlich. Oder: Was passiert, wenn Menschen mit Ohren und Meinung auf diesen Blog treffen.
»Wow, das nenne ich Liebe zur Musik. Lieber Thomas, ich bin hin und weg. So stelle ich mir das vor, wenn jemand etwas tut, wofür er brennt. Ganz großes Kino. Hut ab.« – Markus G., Messenger
»…die Beiträge in deinem Blog sind absolut der Hit! Ich als Genusshörer in Klassik und Jazz komme voll auf meine Kosten. Mit viel Unterhaltung sind die Hintergrund-Informationen sehr lesenswert. Bitte weiter so…« – Ralf H., Messenger
»Dein Blog ist inhaltlich sehr interessant, mit persönlicher Note und ich bin auf viele weitere Beiträge gespannt.« – Thorsten S., E-Mail
»Geil geschrieben man, es tut richtig gut beim Lesen, deine Metaphern, die Beschreibung. Man kann die Begeisterung spüren und dass du lebendig bist…« – Harry D., Facebook
»Sehr starke Texte in eleganter Prosa für den Kenner, mit Witz und fundierter Kenntnis, was man so tatsächlich sehr selten findet. Zeugt von Sachverstand und echter Leidenschaft zur Thematik. So schreibt nur, wer wirklich liebt. Chapeau!« - Philip B., E-Mail
»Thomas, dein Blog ist das, wonach ich suche: Gute Musik UND gute Mastering-Qualität… Erstaunlich an deinem Blog sind auch deine Texte. Gut recherchiert und professionell geschrieben…« – Ralf K., Facebook
»Sehr feiner Blog - wird natürlich gern verfolgt…« – Michael O., Facebook
Ingram Washington »What a Difference a Day Makes«
Stimmen wie die von Ingram Washington kommen nicht alle Tage vor. Sie besitzen die rare Fähigkeit, einen Raum in Sekundenschnelle in eine gedimmte Jazzbar zu verwandeln, in der das Klirren von Whiskeygläsern und das diskrete Nicken gut gekleideter Herren zur Grundausstattung gehört. Tief, warm und von jener unaufgeregten Eleganz, die keine Effekthascherei nötig hat, singt Washington Klassiker des Great American Songbook mit einer Lässigkeit, als würde er alte Freunde begrüßen…
Mozart Klavierkonzerte Nr. 20 und 23
Es gibt Pianisten, die ihre Diskografie behandeln wie ein ambitionierter Rucksackreisender seine Stempel im Reisepass: Je mehr, desto besser. Und dann gibt es Ivan Moravec. Ein Mann, der nur aufnahm, wenn er es wirklich wollte, und auch dann nur das, was er für absolut notwendig hielt…
Bobo Stenson Trio »Contra La Indecisión«
Dass Jazz manchmal ein bisschen anstrengend sein kann, liegt ja in der Natur der Sache. Man hat es mit einer Musik zu tun, die sich aus Prinzip nicht festlegen will, ständig Richtungen ändert und sich auch noch dafür feiert. Das ist wie ein Gespräch mit einem besonders gewitzten Intellektuellen, der jede Frage mit einer Gegenfrage beantwortet und dann doch lieber über ein Buch spricht, das man nicht kennt…
Vivaldi »Le quattro stagioni«
Es gibt Platten, die sind wie in Schokolade getauchte Erdbeeren: elegant, geschmeidig, mit einer angenehmen Oberflächenpolitur. Dann gibt es Platten, die sind wie ein Blauschimmelkäse aus einer Bauernhofkäserei, der mit einem rostigen Messer geschnitten wurde: roh, herausfordernd und von eigenartiger Wucht…
Mahler Symphonie Nr. 4
Es gibt gewisse Symphonien, die sich im Laufe der Zeit, ohne dass man genau sagen könnte warum, in eine Art diskographische Massenvermehrung verrennen. Man geht also nichtsahnend in ein Geschäft für Tonträger – ich bin alt genug, um mich noch an solche zu erinnern – und stellt fest, dass es von Mahlers Vierter mehr Aufnahmen gibt als von den ersten drei zusammen…
Luke Howard »All of Us«
Es gibt Komponisten, die sich in der Musikbranche benehmen wie die Dame in der ersten Reihe, die bei einer Mahler-Sinfonie bereits nach 90 Sekunden bedeutungsschwer seufzt, um alle wissen zu lassen, dass sie hier nicht nur Musik hört, sondern versteht. Und dann gibt es Luke Howard. Einer, der sich nicht in den Vordergrund drängt, sondern lieber am Rand steht, leise, aber beharrlich. Sein Album All of Us ist genau so: ein Werk, das sich nicht lautstark aufdrängt, aber sich dennoch tief ins Gehör gräbt – eine Einladung zur akustischen Selbstreflexion.
J.S. Bach »Die Brandenburgischen Konzerte«
Bach, Brandenburgische Konzerte – allein schon das klingt, als würde ein kunstvoll gekleideter Mensch mit Perücke in einen prächtigen Saal treten und verkünden: „Meine Damen und Herren, nun folgt das Beste, was die Barockmusik je hervorgebracht hat!“…
Mozart »The last six symphonies«
Es gibt diese Momente, da trifft man auf einen dieser Typen, die mit gerunzelter Stirn, leicht abgewandt, aber dennoch wissend, in einer feierlichen Mischung aus Arroganz und Mitleid verkünden: »Also wenn man die späten Mozart-Symphonien nicht kennt, dann kann man ja eigentlich auch gleich aufhören, sich mit klassischer Musik zu beschäftigen.«…
Udo Schild »Live at Kölner Philharmonie 1999«
Udo Schild ist einer dieser Sänger, bei denen man sich fragt, warum nicht sämtliche Feuilletons voll mit Lobeshymnen über ihn sind, während man gleichzeitig dankbar ist, dass er kein überkommerzialisiertes Massenphänomen geworden ist. Man möchte ja nicht, dass Menschen mit Weichspüler-Soul-Erwartungen plötzlich seine Alben entdecken und dann beschließen, ihn für Werbespots von Diätprodukten zu benutzen.
Elissa Lee Koljonen »Heartbreak«
Der Geiger ist ja traditionell derjenige, der sich in der Musikgeschichte wahlweise mit dem Teufel oder mit dem eigenen Seelenleben duelliert. Und während Ersteres immer für einen Höllenspektakel gut war, ist Letzteres mindestens ebenso verlässlich für sanftes Herzbluten und eine geschmeidige Seufzermelancholie. Elissa Lee Koljonen weiß das…
Slow Meadow »Slow Meadow«
Es gibt Musik, die uns überfällt, lautstark einbricht, uns schüttelt und wachrüttelt. Und es gibt Slow Meadow. Ein Album, das nicht an die Tür klopft, sondern sich sanft wie Morgendunst in den Raum legt. Musik, die sich nicht aufdrängt, sondern einlädt. Eine Einladung zum Innehalten, zum Versinken in Tönen, die sich weniger durch Kraft als durch Zurückhaltung definieren.
Beethoven Klavierkonzerte Nr. 3 und 5
Es gibt Komponisten, die in jeder Tonart gleich klingen – ein bisschen wie Menschen, die unabhängig von Wetter und Jahreszeit immer dieselbe Jacke tragen. Und dann gibt es Beethoven. Beethoven hatte eine Lieblingstonart für alles. C-Dur für »heute bin ich gut drauf«, Es-Dur für »der Kaiser kommt gleich zur Tür rein« und C-Moll für »lass mich in Ruhe, ich habe nachgedacht und bin zu erschütternden Erkenntnissen gelangt«…
Scott Hamilton »Ballads for Audiophiles«
Es gibt Jazz-Alben, die sind so entspannt, dass man sich fragt, ob sie nicht heimlich ein Yogastudio betreiben. Ballads for Audiophiles von Scott Hamilton gehört genau in diese Kategorie. Es klingt, als würde es in Leinenhosen und Kaschmirpullover durch den Tag schlendern, dabei sanft an einer alten Pfeife ziehen und Dinge murmeln wie: »Ach, wie schön, wenn Musik noch atmen darf.«
Lars Danielsson »Salzau Music on the Water« (Live)
Eigentlich wollte ich ja in diesem Blog nur Klassikalben vorstellen. Aber wie das so ist mit Prinzipien: Man kann sie entweder eisern durchziehen oder gelegentlich mit einer jazzigen Ausnahme das Repertoire abrunden. Schließlich geht es hier nicht um Dogmen, sondern um den Genuss von Musik. Und wenn ein Album wie Salzau Music on the Water vorbeischwimmt, dann sollte man sich kurz an die Reling lehnen und zuhören.
Keith Jarrett »The Köln Concert«
Es gibt Alben, die in jede ernstzunehmende Plattensammlung gehören, so wie ein gewisser Vorrat an ungenutzten Notizbüchern in jeden Haushalt mit intellektuellem Anspruch. The Köln Concert von Keith Jarrett ist so ein Album. Es ist nicht nur die meistverkaufte Solo-Klavieraufnahme der Geschichte, sondern auch ein merkwürdiges Phänomen: ein Jazzalbum, das von Menschen gekauft wurde, die sonst keinen Jazz hören…
Fink meets The Royal Concertgebouw Orchestra
Man muss ja zugeben, dass „Singer-Songwriter trifft auf großes Sinfonieorchester“ meist die gleiche Fallhöhe birgt wie „Gourmetkoch entwickelt Burger-Menü für Fast-Food-Kette“. Entweder es wird ein aufgeblähter, pseudotiefgründiger Kitschbrocken, den man im Dunkeln für einen Bond-Soundtrack halten könnte, oder die Arrangements sind so vorsichtig und „respektvoll“, dass man sich fragt, warum man die ganze Chose nicht gleich im kleinen Club belassen hat.
Kjartan Sveinsson »Der Klang der Offenbarung des Göttlichen«
Es gibt Musik, die einem mit einem Paukenschlag die Tür vor der Nase zuschlägt, und es gibt Musik, die einen langsam in einen Raum lockt, von dem man nicht sicher ist, ob er überhaupt Wände hat. Der Klang der Offenbarung des Göttlichen von Kjartan Sveinsson gehört zur zweiten Kategorie. Ein Album, das sich irgendwo zwischen Oper, Oratorium und Klanginstallation bewegt, ohne jemals wirklich anzukommen…
Prokofjew Symphonie Nr. 5
Es gibt Kompositionen, die aus unerfindlichen Gründen selten in ihrer vollen Pracht erstrahlen dürfen. Sergej Prokofjews Fünfte Sinfonie ist eine davon. Sie ist wie ein besonders intelligenter Hund in einem Haushalt, in dem niemand Zeit hat, ihm Kunststücke beizubringen. Das Potenzial ist da, aber die Umsetzung scheitert regelmäßig an menschlicher Fahrlässigkeit…
Joni Mitchell »Travelogue«
Es gibt Künstler, die im Laufe ihrer Karriere eine Art audiophiles Denkmal für sich selbst errichten. Ein Klangtempel mit hoher Decke, auf dass jedes Timbre seiner Stimme lange nachhallen möge. Joni Mitchells »Travelogue« ist genau so ein Bauwerk – allerdings eher ein neobarockes Opernhaus mit aufwendigen Stuckverzierungen als ein schlichter, moderner Glaswürfel…
J.S. Bach »Goldberg Variationen«, BMV 988
Es gibt Stücke, die man nicht einfach hört, sondern in die man hineingesogen wird wie in ein Möbelhaus-Labyrinth. Man betritt das Klanggebilde durch die unschuldig guckende Eingangstür der Aria, denkt sich »Hach, wie hübsch!«, und plötzlich ist man umzingelt von Fugen, Läufen, Umkehrungen…
Wer bei mir nach einem Redaktionsplan sucht, kann genauso gut versuchen, Nebel in ein Marmeladenglas zu füllen. Ich plane selten weiter als bis zum nächsten Kaffee – deshalb erscheinen meine Beiträge, wenn sie erscheinen.
Wenn du trotzdem nichts verpassen willst, melde dich für meinen Newsletter an. Dann landet jeder neue Eintrag direkt bei dir – ganz ohne Kristallkugel oder hellseherische Fähigkeiten.